Unsere neue Rubrik stellt euch regelmäßig „Gesichter aus Bonn und Region“ vor, die hier verwurzelt sind und euch spannende Orte und interessante Fakten der Region aus ihrer Sicht präsentieren möchten.
Jonas Thomalla ist in der Region aufgewachsen und hat als Kind häufig den Drachenfels besucht. Er ist dann mit der Drachenfelsbahn von der Talstation erst zur Mittelstation gefahren, von der aus man Zugang zum Schloss Drachenburg hat. Von dort aus geht es weiter zur Bergstation. Zu den Seiten ist der Weg von Bäumen gesäumt, die sich kurz vor Ankunft an der Bergstation, nachdem die Bahn das letzte, steilste Stück der Strecke geschafft hat, lichten – und auf der linken Seite einen bis dahin unerwarteten, beeindruckenden Ausblick übers Rheintal in Richtung Bad Honnef offenbaren.
Rechts thront die Ruine Drachenfels. Hier befindet sich heute auch das Drachenfels Restaurant und eine Aussichtsterrasse mit Sitzgelegenheiten, um den unverbauten Blick bis nach Unkel in Rheinland-Pfalz zu genießen. Wenn man auf der Aussichtsterrasse in die andere Richtung schaut, liegt Bonn einem zu Füßen. Bei klarem Wetter kann man sogar den Kölner Dom sehen.
Damals, als Jonas Thomalla das Siebengebirge als Kind besucht hat, hätte er nie damit gerechnet, dass er heute, mit 29 Jahren, als Betriebsingenieur bei der Drachenfelsbahn arbeiten würde.
Er ist unter anderem für die Instandhaltung der Bahnen zuständig. Wenn Not am Mann ist oder Spätfahrten anstehen, fährt er die Drachenfelsbahn aber auch selbst.
Der Ausblick, den man bekommt, wenn die Bäume sich oben lichten, hat ihn schon immer fasziniert. Heute, als Betriebsingenieur, macht er sich an manchen diesigen Morgen, wenn der Nebel noch im Tal hängt, auf den Weg zu seiner Arbeit. Er fährt dann die Drachenfelsbahn hoch auf die Bergstation, durch den Nebel quasi direkt in die Sonne. Dann blickt er von oben auf den Nebelschleier im Tal.
Nach seinem Verkehrsingenieurwesen- und Maschinenbaustudium hat Jonas Thomalla eine Stelle in seiner Heimat gesucht. Die Vielfalt der Arbeit als Betriebsingenieur bei der Drachenfelsbahn, der ältesten betriebenen Zahnradbahn Deutschlands, hat ihn überzeugt. Die Werkstatt an der Talstation ist zwar sein Haupt-Arbeitsort, trotzdem ist er auch viel draußen und im Siebengebirge unterwegs.
Seine Freundin studiert jetzt ebenfalls Verkehrsingenieurwesen. Ihr Kurs behandelt gerade das Thema Drachenfelsbahn, als Beispiel einer Zahnradbahn in der Region. Wenn sie ihren Kommiliton:innen erzählt, dass ihr Freund Ingenieur bei der Drachenfelsbahn ist, hören diese interessiert zu. Es gibt nicht so viele Zahnradbahnen in Deutschland – und schon gar nicht in der Region – dementsprechend ist eine solche Stelle rar, und gerade der Einblick in die Technik der 50er-Jahre und die Nähe zur Natur machen sie umso begehrenswerter.
Die Drachenfelsbahn gibt es seit 1883. Sie wurde von Anfang an für touristische Zwecke genutzt. Praktisch ist sie aber natürlich auch für den Transport von Baumaterialien, da die Straßen im Naturpark nur mit Ausnahmegenehmigung befahren werden dürfen. Für diesen Zweck gibt es einen Bauwagen, dessen Wagengestell seit 1883 im Betrieb eingesetzt wird.
Bis in die späten 50er-Jahre war die Drachenfelsbahn dampfbetrieben. Dann kam die Umstellung auf den elektrischen Betrieb. Vier der fünf Triebwagen, die heute hoch und runter fahren, stammen noch aus dieser Zeit.
Deshalb arbeitet Jonas Thomalla auch heute noch mit den Unterlagen von damals. Darin entdeckt er manchmal Informationen, über die er vorher gar nicht nachgedacht hat, die er vielleicht in dem Moment auch gar nicht gesucht hat, und trotzdem seine Aufmerksamkeit wecken. Wenn er sich damit befasst und sich in den alten Unterlagen auf die Suche nach Lösungen macht, wird es immer spannend. Alles Wissenswerte hat man damals festgehalten – vielleicht auch, weil man schon da wusste, dass der Drachenfels auch im 21. Jahrhundert noch eine große Anziehungskraft auf die Menschen hat. Die Drachenfelsbahn transportiert die Besucher auch heute noch treu von der Talstation auf die Bergstation und wieder zurück.


