Elisabeth Schleier ist Fräulein Tischbier, Brunnenmädchen, Nachtwächterin und vieles mehr und bei all den Rollen trotzdem ganz sie selbst.
Ihr Job besteht darin, (Kostüm-)Stadtführungen und Auftritte zu konzipieren und durchzuführen (auf Bönnsch oder Hochdeutsch), die oft individuell auf einen bestimmten Anlass zugeschnitten sind. Trotz der vielfältigen Möglichkeiten vereint jede Führung und jede Darbietung ein Ziel: Elisabeth Schleier möchte die Menschen informieren und verliert den Unterhaltungsaspekt dabei niemals aus den Augen. Man könnte das auch andersrum sehen: sie unterhält, und vermittelt gleichzeitig Wissen. All Ihre Darbietungen beschäftigen sich mit der Region Bonn. Sie selbst ist in Bonn-Ungarten aufgewachsen und lebt nun seit 40 Jahren in Bonn-Holzlar. Ihre Liebe zur Region transportiert sie über die Geschichten, die sie zu erzählen hat, genauso wie über ihre Kleidung: auf ihrem Shirt ist „Bonn, ming Stadt“ zu lesen.
Viele der Führungen finden im Kostüm statt. Sie erzählt dann aus der Sicht einer Person, die zu einer anderen Zeit gelebt hat oder eine bestimmte Tätigkeit ausübt: sie war schon im Gründerzeit-Dress unterwegs, als mittelalterliche Nachtwächterin oder als Beueler Wäschemädchen.
Auf die meisten Fragen zur Geschichte Bonns hat Elisabeth Schleier eine Antwort. Ihr Wissen hat sie aus dem Stadt-Archiv, dem Münster-Archiv und Karneval-Archiven. Dort hat sie lange und intensiv gestöbert, sich alles Wissenswerte erarbeitet und vermittelt ihre Kenntnisse jetzt mit viel Leidenschaft und hohem Unterhaltungswert an Interessierte weiter.
Ursprünglich hat Elisabeth Schleier Groß- und Außenhandelskauffrau gelernt. Über ihren Ehemann hat sie die Leidenschaft zu Kostümen, Theaterführungen und der Bonner Geschichte entdeckt. Sie und ihr Mann waren in ihrer Freizeit im Laientheater aktiv. Sie war hinter der Bühne zu finden und kümmerte sich unter anderem um die Requisite.
Ihr Mann bekam 2003 eine größere Rolle als Brautvater bei der „Hochzeit auf Rheinisch“ und war damit über sieben Jahre erfolgreich. Als das Dinner-Theater-Stück auslief, entschied sich das Duo, von nun an freiberuflich Führungen anzubieten. Er hatte handwerkliches Talent und nähte die Kostüme, sie recherchierte in den Archiven, schrieb ihre Texte und war im Kontakt mit Kunden. Ihr Konzept ging auf. Die Kostümführungen, besonders ihr Mann Karl als Original Nachtwächter der Stadt Bonn, kamen gut an. Sie unterhielten gemeinsam mit Leidenschaft und bedienten mit ihrem Programm eine Nische in Bonn.
Ihr Ehemann ist 2019 leider verstorben. Seitdem führt sie alleine weiter, was sie erfolgreich gemeinsam aufgebaut haben. Wenn man Elisabeth Schleier für eine Darbietung anfragt, die es so noch nicht gab, findet sie eigentlich immer eine Lösung.
Ein Schwerpunkt liegt bei Führungen und Vorträgen auf Bönnsch. Ihre Eltern bemühten sich mit ihr Hochdeutsch zu sprechen, trotzdem hat sich der Dialekt durchgesetzt. Auf Bönnsch ist sie authentischer, meint sie. Ihr liebstes Sprichwort im bönnschen Dialekt ist „Et hätt aanjefange opzehüere ze rähne“ („Es hat angefangen, aufzuhören zu regnen“), das als gutes Beispiel dafür dient, wie die Bönnsche Sprache einen Prozess darstellt. Vorgänge werden über die Ausdrucksweise in die Länge gezogen, haben auch etwas unverbindliches.
Der Dialekt ist mit den Jahrhunderten etwas verloren gegangen. Als Sitz der Kölner Kurfürsten waren damals viele Menschen in der Stadt, die nicht aus Bonn kamen. Darunter Bildhauer, Handwerker und die Familie Beethoven. Als die Kurfürsten gingen, kamen die Franzosen und brachten vieles, was auch heute noch in der Region wiederzufinden ist. Viele französische Begriffe sind „eingebönnscht“.
Dann wurde die Universität in Bonn errichtet, an der viel Adel studiert hat. Bonn musste sich arrangieren und sprach Hochdeutsch. So wurde die Geschichte der Stadt und der Sprachen, die man hier spricht, weitergeführt: Später kam die Bundesregierung, dann die UN.
Elisabeth Schleier trägt mit viel Hingabe dazu bei, dass die Bönnsche Mundart trotzdem erhalten bleibt.
Elisabeth Schleier bot sogar mal Bönnsch-Kurse bei der Deutschen Post oder der Deutschen Welle an, für Neu-Bonner, die des Jobs wegen in die Region gezogen sind und die Mundart noch nicht kennen. Sie macht das, damit jeder nachvollziehen kann, wie der Bönnsche tickt. Denn spätestens zu Karneval schmettern auch die Neu-Bonner die Karnevalslieder mit. Damit sie auch wissen, was sie da singen, bringt Elisabeth Schleier es ihnen bei.
Sie hat sogar ein Buch dazu geschrieben: „Bönnsch-Wie jeht dat?“ ist ein Ratgeber und Crash-Kurs zur Bönnschen Mundart in Buchform.
Sie verfolgt eine Vielzahl von Projekten und plant, das noch eine Zeit lang so aufrecht zu erhalten. Aktuell schreibt sie an ihrem zweiten Buch: es wird ein Krimi mit regionalem und historischem Bezug.
Außerdem ist sie regelmäßig auf der „Rheinprinzessin“ der Bonner Personenschifffahrt anzutreffen. Hier tritt sie als Fräulein Tischbier auf. Sie schlüpft in die Rolle einer Lehrerin (die sie selbst tatsächlich unterrichtet hat) und informiert die Passagiere der Theaterrundfahrten auf unterhaltsame Weise über Bonn, die Region und die Menschen, die hier leben und gelebt haben.
Außerdem bietet sie auch auf dem Schiff Bönnsch-Kurse an. Bei „Bönnsch om Böötche“ gibt es keine Noten sondern „vell Spaß an de Freud“!
Wenn ihr jetzt Lust auf Stadtgeschichte und Schifffahren bekommen habt, haben wir etwas für euch: wir verlosen auf unseren Social Media Kanälen eine Kombination aus Stadtführung und Schiffstour: „Bonn – Tor zum Romantischen Rhein“, angeboten von der Bonn information. Zu gewinnen gibt es zwei Tickets. Leider ist hier nicht Elisabeth Schleier Stadtführerin, trotzdem erfahrt ihr beim Stadtrundgang spannenden Bonn-Content und könnt bei der Schifffahrt den beeindruckenden Ausblick auf Rhein und Siebengebirge genießen.
Teilnehmen könnt Ihr bis Sonntagabend (24. Juli 2022, 23:59 Uhr).
Teilnehmen kann jeder, der über 18 Jahre alt ist und seinen Wohnsitz in Deutschland hat. Die ausführlichen Teilnahmebedingungen findet ihr hier: https://bonnregion.info/teilnahmebedingungen/
Viel Glück!


